Das Gebäude des Heiligen Offiziums

Kurzgeschichte

Das Gebäude des Heiligen Offiziums ist ein Palast im römischen Stadtteil Borgo und ein exterritoriales Gebiet des Heiligen Stuhls in Italien. Er beherbergt den Sitz des Dikasteriums für die Glaubenslehre und anderer Institutionen der Römischen Kurie. Das Gebäude befindet sich südlich des Petersdoms im Vatikan, direkt neben dem Eingang „Petriano“ zur Vatikanstadt. In seiner heutigen Form geht das Gebäude auf den früheren Pucci-Palast aus dem Jahr 1514 zurück. Hier ein kurzer Überblick über die Geschichte dieses alten und historischen Palazzo:

1514. Um seine neue Residenz zu errichten, kauft Kardinal Lorenzo Pucci einige Häuser der Familie Gozzadini in der Nähe des Petersdoms, zwischen der Kirche des „Camposanto Teutonico“, der Kirche San Salvatore in Terrione und der Kaserne der Kavallerie, auf einem von Fürst Konstantin (Arianitis) von Makedonien abgetretenen Gelände.

1524–1525. Die Architekten Giuliano Leno und Pietro Rosselli sowie Michelangelo Buonarroti selbst werden mit der Gestaltung der Fassade des Palazzo beauftragt.

1531. Kardinal Lorenzo Pucci stirbt.

1532–1534. Der Architekt Antonio da Sangallo der Jüngere wird mit der Fertigstellung des Gebäudes beauftragt.

1547. Kardinal Roberto Pucci, der Bruder von Lorenzo, stirbt. Der florentinische Zweig der Familie Pucci erbt zwei Drittel des Gebäudes.

1566. Pius V. (Antonio Ghislieri) erwirbt das gesamten Gebäude von den Erben der Familie Pucci zum Preis von 9000 Scudi.

1566. Der Architekt Pirro Ligorio, in Zusammenarbeit mit Giovanni Sallustio Peruzzi, wird beauftragt, das Gebäude zu renovieren und es als Sitz des Heiligen Offiziums entsprechen einzurichten.

1566, 2. September. Das neue Gebäude des Heiligen Offiziums wird eingeweiht.

1586. Sixtus V. (Felice Peretti) gibt das Einrichten der Gefängniszellen im Inneren des Gebäudes in Auftrag.

1591–1592. Der Architekt Giacomo della Porta wird mit einigen Renovierungsarbeiten am Gebäude betraut.

1798. Während der ersten französischen Invasion (1798–1799) wird das Gebäude von den revolutionären Truppen verwüstet, seiner Einrichtung beraubt und in einen beklagenswerten Zustand zurückgelassen.

1799. Die unter den Kardinälen in Venedig zum Konklave versammelten Generalinquisitoren ordnen die Restaurierung des Gebäudes an.

1801. Das Sacrum Tribunal wird im Gebäude wiederhergestellt.

1811–1814. Leo XII. (Annibale Della Genga) ordnet die Renovierung des Palazzo und die Wiederherstellung der Gefängniszellen an.

1849–1851. Das Gebäude wird erneut besetzt, zunächst von Truppen der republikanischen Regierung Roms, dann von französischen Milizen, die nach dem Ende der römischen Republik die päpstliche Autorität wiederherstellen wollen.

1869. Pius IX. (Giovanni Maria Mastai Ferretti) lässt die Fassade des Palastes in der Via del Sant‘Uffizio fertigstellen.

1908. Pius X. (Giuseppe Melchiore Sarto) reorganisiert das Heilige Offizium und ändert den bisherigen Namen „Heilige Römische und Allgemeine Inquisition“ in „Heilige Kongregation des Heiligen Offiziums“.

1921–1925. Pius XI. (Achille Ratti) beauftragt den Architekten Pietro Guidi mit der Renovierung des Palastes und dem Bau der neuen Fassade. Das heutige Aussehen des Palastes geht im Wesentlichen auf diese Renovierung zurück.

1944, 1. März. Während eines Luftangriffs fallen einige Bomben auf das Vatikangebiet und beschädigen den Palast des Heiligen Offiziums, das Oratorium von St. Peter (im Bereich der heutigen Aula Nervi) und das exterritoriale Kollegium der Propaganda Fide und jenes der Augustinerpatres. Auch im Cortile die San Damaso, auf der Piazza Santa Marta und im vatikanischen Bahnhof entstehen Schäden.

1965. Paul VI. (Giovanni Battista Montini) redefiniert und erweitert die Befugnisse und die Struktur der Heiligen Kongregation des Heiligen Offiziums und ändert ihren bisherigen Namen in Kongregation für die Glaubenslehre.

Gegenwärtig ist der Palast des Heiligen Offiziums der Sitz der folgenden Institutionen:

  • Dikasterium für die Glaubenslehre (mit seinem Archiv)
  • Päpstliche Bibelkommission
  • Internationale Theologische Kommission.